Multikulturalität als Chance

Waldorfpädagogik mit interkulturellem Schwerpunkt

An der Freien Interkulturellen Waldorfschule lernen, spielen und entwickeln sich seit 2003 Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft aus einem sozialen Brennpunktviertel gemeinsam und in gegenseitigem Respekt. Die Schule im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt ist die erste in der Rhein-Neckar-Region, die den Lehransatz der Waldorfschule mit gelebter Interkulturalität verbindet. Das ebenfalls multikulturell geprägte Lehrerkollegium lässt alle Kinder an einer Bildung teilhaben, die sich im lebendigen Prozess menschlicher Begegnung vollzieht. Ziel ist es, den Kindern, auch und gerade denjenigen aus bildungsfernen Elternhäusern, Lernen und Entwicklung zu ermöglichen. 

Ein überkonfessioneller, aber an allgemein menschlichen Werten orientierter Lehrplan integriert interkulturelle Themen in viele Fächer und enthält einige Besonderheiten. So ermöglicht etwa der Kulturunterricht den Schülerinnen und Schülern eine fiktive Reise in unterschiedliche Länder. Mit allen Sinnen begegnen sie fremden Kulturen und lernen so das zunächst Unbekannte kennen und schätzen. Alle Kinder der ersten und zweiten Klasse erhalten zudem zwei Wochenstunden begegnungssprachlichen Unterricht. Als Beitrag zum gegenseitigen Verständnis über Sprachbarrieren hinaus, wird er jahrgangsübergreifend durch einen muttersprachlichen Lehrer erteilt, derzeit in den Sprachen Polnisch, Spanisch, Kroatisch und Türkisch. An mangelnden oder unsicheren Deutschkenntnissen wird gezielt im Unterricht „Deutsch als Vertiefungssprache“ (DaV) gearbeitet. Für etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ist Deutsch nicht die Muttersprache.

Darüber hinaus ist der Projektunterricht ein wichtiger Bestandteil des Lehrkonzepts an der Freien Interkulturellen Waldorfschule: es wird mit den Händen gearbeitet, die Sinneswahrnehmung wird geschult und sensibilisiert, soziales Lernen und Sprache werden geübt. In der Projektwoche erarbeiten alle Schülerinnen und Schüler klassenübergreifend in Gruppen ein gemeinsames Thema. Das Schulprojekt „Garten als Lebensraum und Ort intergenerationeller und interkultureller Begegnung“ ermöglicht es den Kindern außerdem, den Jahresrhythmus der Natur und die biologische Vielfalt zu erleben und ökologisch verträgliches Verhalten sowie einen achtsamen Umgang mit der Umwelt zu erlernen. Dieses Projekt wird gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Herzogenried und MaJuna (Mannheimer Junge und Alte) gepflegt.

Durch gemeinsame Ausflüge und Klassenfahrten werden die sozialen und personalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gefördert. Erste berufliche Erfahrungen können die Jugendlichen bei zahlreichen Praktika sammeln. Sie sind Bestandteil des schulischen Konzepts der Berufsorientierung, die für Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien besonders wichtig ist. Individuelle Betreuungs- und Unterstützungsangebote sollen den Schülerinnen und Schülern nach Abschluss der Schule eine direkte Vermittlung in geeignete Ausbildungsgänge und Betriebe ermöglichen.

PROJEKTDETAILS

Die Freie Interkulturelle Waldorfschule Mannheim

Die Freie Interkulturelle Waldorfschule wurde 2003 im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt vom Trägerverein Freie Interkulturelle Waldorfschule e.V. gegründet und verfügt derzeit über etwa 280 Schüler in 12 Klassen und über knapp 40 Lehrer mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund. Die Freie Interkulturelle Waldorfschule ist eine Gesamtschule besonderer pädagogischer Prägung. Sie ist Mitglied im Bund der Waldorfschulen und in der Landesarbeitsgemeinschaft der baden-württembergischen Waldorfschulen. Die Schule stellt sich mit ihrem Konzept der Frage, wie Kinder unterschiedlicher Herkunft, Nationalität und Religion miteinander leben. Bei der Entwicklung junger Menschen wird die Fähigkeit zum interkulturellen Dialog gefördert. Die Schülerinnen und Schüler lernen das Fremde als das Andere zu schätzen, von dem man lernen und profitieren kann. 

In der Rhein-Neckar-Region ist das interkulturelle Konzept in Verbindung mit dem Lehransatz der Waldorfschulen in dieser Form bislang einzigartig und genießt Vorbildcharakter in der deutschen Bildungslandschaft.

Förderzeitraum und Ausblick

Die MAHLE-STIFTUNG fördert die Freie Interkulturelle Waldorfschule Mannheim seit 2007. Mittelfristig soll die Schule in Kooperation mit dem Institut für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität die Rolle eines Kompetenzzentrums für interkulturelles und interreligiöses Unterrichtswesen und Schulleben einnehmen und als solches eine noch stärkere Außenwirkung erzielen. Zudem sollen Kooperationen mit regionalen Unternehmen, Initiativen und Unternehmerverbänden vertieft und durch gemeinsame Veranstaltungen sowie Zusammenarbeit bei der Berufsorientierung mit Leben gefüllt werden.