Mikrobacktest für die Entwicklung neuer Weizensorten

Entwicklung von widerstandsfähigen Öko-Winterweizen mit überdurchschnittlichem Backergebnis

Die Getreidezüchtungsforschung Darzau der Gesellschaft für goetheanistische Forschung e.V. entwickelt eine Weizensorte, die unter ungünstigen Standortbedingungen bei relativ niedrigem Eiweißgehalt ein überdurchschnittliches Backergebnis erwarten lässt. Eine solche Sorte muss insbesondere auch widerstandsfähig gegenüber Krankheiten sein. Dazu soll ein Mikrobacktest so entwickelt werden, dass die mit ihm gewonnenen Beurteilungskriterien allein ausreichend sind, um eine Vielzahl solcher Sorten entwickeln zu können.

Seit einem halben Jahrhundert wird die Verarbeitungsqualität von Weizen nur anhand mehrerer Laborparameter bewertet, die vor allem von Eiweiß bestimmt werden. Mehr Eiweiß bringt einen besseren Absatz für den Landwirt, erfordert aber auch mehr Düngung mit Stickstoff. Dieser ist im ökologischen Landbau knapp, da er abhängig vom jeweiligen Bodenstoffwechsel ist. Hier könnten besser angepasste Sorten weiterhelfen. Darüber hinaus müssen sich Sorten für den ökologischen Landbau in der Saatgutqualität auch dauerhaft unter diesen Bedingungen erhalten lassen. Hierfür ist eine hohe Widerstandskraft gegenüber saatgutübertragbaren Krankheiten nötig, weshalb die Zuchtstämme im Rahmen des Projekts auch auf ihre Anfälligkeit gegenüber Flug- und Stinkbrand getestet werden.

Seit zwei Jahren wird mit Unterstützung der MAHLE-STIFTUNG an der Optimierung eines Mikrobackverfahrens gearbeitet, um eine Weizensorte zu finden, die auch mit relativ wenig Klebereiweiß bei entsprechendem Ertrag ein ansprechendes Brot hervorbringt. Gerade bei niedrigeren Eiweißgehalten können die üblichen Laborparameter das Backergebnis nicht zufriedenstellend vorhersagen. Um im Sortenentwicklungsprozess Backversuche durchführen zu können, ist ein Verfahren nötig, das die immer gleiche Untersuchung von mehreren Hundert Mustern in einem überschaubaren Zeitraum ermöglicht. Gleichzeitig sollte dabei möglichst wenig Mehl benötigt werden, da davon meist weniger als 100 Gramm vorhanden sind. Daher wurde ein Mikrobackverfahren entwickelt, das in der Untersuchung von Sorten und Zuchtstämmen bereits erprobt wurde und für das nur etwa 20 Gramm Mehl benötigt werden. Die Ergebnisse werden mit den parallel dazu erhobenen üblichen Laborparametern verglichen.

PROJEKTDETAILS

Getreidezüchtungsforschung Darzau

In der Getreidezüchtungsforschung Darzau werden in bis zu 10.000 Parzellen auf etwa zehn Hektar Versuchsfläche Kriterien für die Züchtung von Getreide im ökologischen Landbau entwickelt. Diese werden exemplarisch in anbauwürdige Sorten umgesetzt. Neben Weizen wird auch an verschiedenen Gerste-, Roggen-, Hafer-, Einkorn- und Erbsensorten gearbeitet. Aus der grundsätzlichen und konsequenten Ausrichtung auf eine ökologische Bewirtschaftung ergeben sich Fragen nach dem Potenzial einer sorteneigenen Beikrautkonkurrenz, beispielsweise durch Beschattung oder die Widerstandsfähigkeit gegenüber saatgutübertragbaren Krankheiten. Auch Fragen der Ressourceneffizienz im Hinblick auf Energie, Material- oder Arbeitskrafteinsatz bei der Bewirtschaftung der Kulturen spielen eine Rolle, wie etwa in dem aktuell von der MAHLE-STIFTUNG geförderten Vorhaben. Darüber hinaus geht es um die Frage, wie die Züchtung selbst preiswerter und differenzierter werden kann, damit eine neu entwickelte Sorte nicht erst über große Gebiete verbreitet werden muss, um rentabel zu sein. 

Seit wann gibt es das Projekt und welche Phasen hat es bereits erreicht?

Die Beschäftigung mit Winterweizen für nährstoffärmere Standorte begann in der Getreidezüchtungsforschung Darzau bereits 1991. Zunächst wurde nach Weizensorten gesucht, die auch unter extremen Bedingungen viel Klebereiweiß bilden können. Daraus ging die Sorte Goldblumenweizen hervor. Die Suche nach einem Weizen, der bei höherem Ertrag immer noch ausreichend Kleber bilden kann, führte zur Sorte Sandomir. Als sich der Flugbrand einstellte, wurde die Notwendigkeit der Züchtung auf Flugbrandunempfindlichkeit offensichtlich, woraus die Sorte Govelino hervorging. Diese bedeutete eine deutliche Weiterentwicklung hinsichtlich der Klebermenge in Relation zum Ertrag. 

Wo findet das Projekt statt?

Durchgeführt wird das Vorhaben in Kooperation mit mehreren Ökobetrieben im Umfeld von Darzau, auf deren Flächen in bis zu 3.000 Kleinparzellen Sorten, Zuchtstämme und genetische Ressourcen von Winterweizen angebaut werden. Auch Proben von zwei externen Teststandorten in Ost- und Mitteldeutschland werden mit einbezogen. Die Untersuchungen an den Getreideproben werden im Labor in Darzau vorgenommen, wo auch die Methodenentwicklung stattfindet. 

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Die Gelder der MAHLE-STIFTUNG fließen in die Anlage der Feldversuchsparzellen und die Prüfung auf Anfälligkeit gegenüber Krankheiten. Im Labor werden die Proben vermahlen und untersucht. Dabei kommen verschiedene technische Gerätschaften zum Einsatz, die finanziert, in Stand gehalten und technisch weiterentwickelt werden müssen. Insgesamt werden zwei Drittel der verfügbaren Mittel für Personalkosten und ein Drittel für Sachmittel aufgewandt.