Ein verwildertes Grundstück wurde zu einer Oase

Hilfe zur Selbsthilfe

Am Anfang des Projektes Oase Masloc, einer Initiative von Schülern, Eltern und Lehrern der Freien Waldorfschule Ulm, stand zunächst die Idee einer sinnvollen Klassenfahrt. Jugendliche sollten erleben, dass sie in der Welt etwas bewegen und aufbauen können und dadurch Menschen helfen und die Welt damit wesentlich verändern. Der Aufbau des medizinisch-therapeutischen Zentrums in Masloc (Rumänien) begann 1991. Der Verein Oase Masloc e.V. fördert mit diesem Projekt sowohl die medizinische Versorgung und Ernährungs- und Lebensqualität vor Ort als auch die Völkerverständigung. Deutsche und rumänische Jugendliche und Erwachsene arbeiten gemeinsam am Bau und an der Gestaltung des Klinikgeländes. Zudem wurden durch das entstandene medizinisch-therapeutische Zentrum bereits über 30 neue Arbeitsplätze geschaffen.

In einem über 40 Jahre von der Diktatur gebeutelten Land, in dem Armut und Arbeitslosigkeit drastisch zunehmen, ist durch das große, ehrenamtliche Engagement von Schülerinnen und Schülern eine kleine Oase entstanden: die Oase Masloc. Das im Jahre 1991 noch völlig verwilderte, mit Müll übersäte Gelände mit verlassenen, renovierungsbedürftigen und auch abbruchreifen Gebäuden, ist heute nicht wieder zu erkennen. Mittlerweile steht dort ein neues dreistöckiges Klinikgebäude mit zugehörigem Park und in den renovierten ehemaligen Genossenschafts-Häusern sind ein Kindergarten, ein Langzeitpflegeheim, eine Jugendbegegnungsstätte, eine Heilmittelherstellung sowie ein Wohnhaus für Mitarbeiter untergebracht. Auch ein Gemüse- und Heilkräutergarten sowie die einzige Biokläranlage im ganzen Banat gehören heute zum Anwesen.

Das derzeitige Teilprojekt, der Aufbau eines biologisch-dynamischen Bauernhofes sowie einer Bäckerei, begann Ende 2011. Schülerinnen und Schüler der damaligen 10. Klasse der Freien Waldorfschule Ulm halfen beim Bau und konnten in nur wenigen Monaten bereits ein kleines Stallgebäude fertigstellen. Im Herbst 2012 begann daraufhin der Aufbau des Bauernhauses und ein Jahr später die Renovierung des Gebäudes für die Bäckerei. Der eigene Bauernhof mit biologisch-dynamischer Anbauweise soll die Ernährungssituation der Patienten erheblich verbessern. Die Backwaren kommen außerdem den Dorfbewohnern von Masloc zugute, die seit Jahren keine Bäckerei haben. 2015 werden die Schülerinnen und Schüler die Innenarbeiten des Bauernhauses fortführen und nötige Renovierungsarbeiten vornehmen, bevor im Anschluss ihre Nachfolger die Fertigstellung des Gebäudes übernehmen.

Bisher wurden 37 Hilfstransporte mit großen Lastwagen (22 t) durchgeführt, welche die organisierten Sachspenden nach Masloc brachten. Dem Zentrum konnten durch die Hilfe der Ulmer Schüler Sach-, Geld- und Medikamentenspenden im Wert von mittlerweile knapp vier Millionen Euro zukommen. Neben den jährlich durchgeführten Spendenbriefaktionen an Firmen und Stiftungen wurden auch zahlreiche Büfett- und Theateraktionen sowie Theatertourneen durchgeführt, deren Erlös dem Zentrum zugutekam.

Über 300 Schülerinnen und Schüler der Ulmer Waldorfschule nahmen bereits am Aufbau der Oase Masloc teil. Seit 1996 beteiligen sich zudem Jugendliche der Waldorfschule in Solothurn (Schweiz) an den Baumaßnahmen. Damit gilt das Projekt als wichtiger Bestandteil der heutigen Jugendarbeit. Viele Jugendliche wurden dadurch bereits angeregt, nach der Schulzeit für sechs Monate oder ein ganzes Jahr in sozialen Einrichtungen im Ausland zu arbeiten, wie z.B. in einer Schule für Kinder der Sinti und Roma, einem Kindergarten und einer Schule in Bukarest oder einer Behinderteneinrichtung in Simeria. Die Schüler, Lehrer und Eltern der Freien Waldorfschule Ulm bekamen 1998 den 4. Preis der Robert Bosch Stiftung für „Humanitäre Hilfe in Mittel- und Osteuropa“ zugesprochen.

 

PROJEKTDETAILS

Die Oase in Masloc

Das medizinisch-therapeutische Zentrum in Masloc, das vom Verein „Assotiata de Medicina Integrala“ getragen wird, hat sich im Laufe der Jahre zu einem sich selbst tragenden medizinisch-therapeutischen Zentrum auf anthroposophischer Grundlage entwickelt, mit Altersheim, Kindergarten und einer Heilmittelherstellung. Die ca. 200 verschiedenen hergestellten Medikamente kommen nicht nur der Klinik und Praxis zugute, sondern werden an auch verschiedene Ärzte im Land versandt. Bis heute besteht eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Heilmittelfirmen Weleda und Wala aus Deutschland und der Schweiz, die das Zentrum durch Medikamentenspenden unterstützen und Labor- und Apothekenmitarbeiter schulen. Alljährlich finden in der Klinik zwei bis drei Ärzte- und Apothekertagungen statt, zu denen auch namhafte Dozenten aus Deutschland und der Schweiz eingeladen werden. Des Weiteren wird anthroposophische Grundlagen- und medizinische Literatur ins Rumänische übersetzt. Von Zeit zu Zeit werden Eurythmie- und Musikveranstaltungen im Saal der Klinik für die Patienten und Mitarbeiter dargeboten. Aufgrund des guten Rufes und der Heilerfolge des medizinisch-therapeutischen Zentrums kommen die Patienten nicht nur aus der ländlichen Region zwischen Arad und Timișoara, sondern mittlerweile aus dem ganzen Land. 

Der Verein Oase Masloc e.V.

Der Verein Oase Masloc e.V. lebt von der rein ehrenamtlichen Tätigkeit von Schülern, Eltern und Lehrern der Freien Waldorfschule Ulm. Die Hauptaufgaben bestehen vor allem in der Durchführung von Jugend-Baulagern in Masloc / Rumänien, in der Organisation von Medikamenten, Baumaterial und Geldspenden, in der Realisierung von Hilfstransporten und der Erstellung von Informationsmaterialien zum Hilfsprojekt.

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Die Gelder der MAHLE-STIFTUNG wurden bisher für die Unterstützung der Baulager verwendet, für Materialkosten, für die Durchführung der Hilfstransporte sowie die Personalkosten der Facharbeiter vor Ort.

Förderzeitraum und Ausblick

Die MAHLE-STIFTUNG unterstützt das Projekt „Oase Masloc“ schon seit über 10 Jahren. Neben den bereits erreichten Zielen sollen künftig der Bauernhof und die Bäckerei fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Des Weiteren soll Land zur Bewirtschaftung des Bauernhofes hinzuerworben werden. Neben der Renovierung und Instandhaltung der übrigen Gebäude des medizinisch-therapeutischen Zentrums ist außerdem die anthroposophische Ausbildung und Schulung junger rumänischer Ärzte mithilfe der Mahle-Stiftung geplant.