Eintauchen in die Musik des Barock

Barockorchester musiziert mit Schulklassen

Nur wenige Jugendliche haben je ein klassisches Konzert besucht. Das Stuttgarter Barockorchester Il Gusto Barocco e.V. hat daher einen neuen Ansatz der Musikvermittlung entwickelt. Mit ausgewählten Musikstücken, die gemeinsam eingeübt werden, sollen die Schülerinnen und Schüler in die besondere Arbeit des Barockorchesters integriert werden und zusammen mit den Musikern in einer Matinee auftreten. Mit diesem unmittelbaren künstlerischen Erlebnis sollen Jugendliche für die klassische Musik begeistert werden.

Das Pilotprojekt fand 2013 unter dem Arbeitstitel „Der Messias kommt in die Schule“ statt. Dabei wurden Auszüge aus Händels „Messias“ erarbeitet und in einer Matinee in der Stuttgarter Liederhalle aufgeführt. 2014 drehte sich das Projekt um Teile aus Bachs „Johannes-Passion“, 2015 arbeiten die Profis und Schüler an Vivaldis Oper „Griselda“.

In vorausgehenden Unterrichtsbesuchen und gemeinsamen Probephasen werden die Schüler praktisch in die professionelle Arbeit des Barockorchesters eingebunden. Dabei werden die musikalischen Inhalte weder reduziert noch vereinfacht. Dieses gemeinsame Erlebnis von Probe und Konzert soll Begeisterung für Konzerte und die klassische Musik wecken und Schüler an die prägende Kulturgeschichte unserer Gesellschaft heranführen. Neben der musikalischen Beteiligung können sich die Schüler auch für die Konzertmoderation oder die künstlerische Gestaltung von Plakaten und Flyern engagieren.

Auch der Erhalt der klassischen Musik als wichtiges kulturelles Erbe liegt dem Barockorchester am Herzen. Besonders die oftmals vergessene Musikkultur und Musiziersprache der Barockzeit soll mit diesem Projekt wieder aufleben und neu interpretiert werden. Als freies Orchester möchte Il Gusto Barocco neue Konzeptionen und Modelle der Musikvermittlung erproben und weiterentwickeln.

PROJEKTDETAILS

Das Stuttgarter Barockorchester Il Gusto Barocco

Il Gusto Barocco ist Stuttgarts erstes selbstständiges Barockorchester, bestehend aus einem festen Kreis etablierter Künstler. Das Ensemble realisiert eigene künstlerische Programme aus dem gesamten Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts.

Gegründet wurde das Ensemble von Jörg Halubek im Jahr 2008 im Rahmen des europäischen Musikfestes Stuttgart mit Bachs „Kunst der Fuge“. Zahlreiche Projekte folgten, wie etwa die Koproduktion von Vivaldis „Judith“ an der Staatsoper Stuttgart oder Gastauftritte bei den Karlsruher Händelfestspielen. Höhepunkt seit Bestehen des Ensembles ist die Wiederentdeckung und Uraufführung der Barockoper „Tisbe“ des württembergischen Hofkomponisten Giuseppe Brescianello, die weithin Beachtung gefunden hat. Angetrieben durch diese Erfolge wurde im Jahr 2013 ein Barocktriathlon ins Leben gerufen, bestehend aus einem dreijährigen Konzertzyklus mit jeweils fünf Konzerten in Stuttgart.

Wofür werden die Gelder der MAHLE-STIFTUNG konkret eingesetzt?

Im Jahr 2014 hat die MAHLE-STIFTUNG das Bildungsprojekt großzügig unterstützt. Mit diesen Mitteln konnte das gemeinsame Konzert in der Stuttgarter Liederhalle am 12. Oktober 2014 realisiert werden. Für ein Konzertprojekt dieser Art fallen vielfältige Kosten an, beginnend bei Sachkosten wie Konzertsaalmiete bis hin zu den Musikerhonoraren. Sowohl die Unterrichtsbesuche der Musiker in den Schulen als auch ein gemeinsamer Probentag des Orchesters mit den Schülern wurden dadurch ermöglicht.

Was ist für die Zukunft geplant?

Das Bildungsprojekt soll weiter ausgebaut und noch tiefer in den Schulalltag eingebaut werden. Die Themen großer barocker Werke bleiben nie auf die Musik reduziert, sondern umfassen weitere Aspekte wie Religion, Philosophie, bildende Kunst, Tanz oder Geschichte. Um Schüler an die prägende Kulturgeschichte unserer Gesellschaft über Mitwirkung und Erfahrungen heranführen zu können, soll der Kreis der Förderer dieses ganzheitlichen Ansatzes erweitert werden.

Eine weitere Idee ist die Einrichtung einer Akademie der Alten Musik. Über Einführungen und angeschlossene Bildungsveranstaltungen sollen Aspekte der Musikgeschichte und der historischen Aufführungspraxis allgemein zugänglich gemacht werden.